|   Bitte, lieber Duden, mach' Fehler nicht richtig, nur weil sie oft gemacht
werden (oder in der Zeitung stehen)!Und schon gar nicht, wenn sie oft im Internet gefunden werden 
können!
 In der Vormoderne war das Auftreten in Veröffentlichungen ein vernünftiger 
Indikator für die gesunde Veränderung der Sprache, weil - ein Buch nur 
geschrieben hat, wer sich sehr lang mit dem Stoff auseinandergesetzt, wer ein 
gewisses Maß an Bildung hatte. Bei den Veröffentlichungen im Internet gilt 
zumeist eher das Gegenteil, weshalb Internet-Schreibe und postmoderner 
Progressiv-Sprech eher 
dazu geeignet wären, Löschungen anzuzeigen. (Leider auch sehr oft in Zeitungen, 
die in ihrem verzweifelten Versuch Terrain zu behalten in Internet-Schreibe und 
Progressiv-Sprech abstürzen).
 Im Übrigen ist es eine uralt bekannte Tatsache, dass 
Bildung jeder Art nur mit (geeigneter) Sprache vermittelt werden kann. Sprache 
ist das in Form gegossene Denken. Die üble Verunstaltung der Sprache, die 
Verwässerung der Bedeutungen, das überbordende nutzlose Geschwätz, die 
"Verbote", Probleme zu thematisieren sind direkte Angriffe auf Bildung, 
Verstand, Freiheit. Und sie sind derzeit äußerst erfolgreich. Was ich meinen Gesprächspartnern schon immer sagen wollte - es hat sich nur nicht
ergeben ;-) 
  
    | Logistik | ist das (militärische) Nachschubwesen, heute auch die
    (Waren-)Lagerorganisation. Nur im streng mathematischen Sinn ist es eine Art Steigerung
    von Logik (eben die mathematische Logik) - im normalen Sprachgebrauch nicht! |  
    | logistisch | nennt man Vorgänge, die sich mit der Beschaffung und Anlieferung von
    Waren beschäftigen. So gesehen sind Software-Produkte des größten Herstellers der Welt
    logistisch meist sehr leicht in den Griff zu bekommen, logisch leider nicht. |  
    | Technologie | nennt man die Wissenschaft der Umwandlung von Rohstoffen oder auch
    Methoden und Verfahren in der wissenschaftlichen Forschung. Die amerikanische
    "Computer Technology" ist bei uns aber die Computer Technik. |  
    | Goodwill | sind Ruf und Ansehen, die ein Unternehmen oder eine Person in der
    Öffentlichkeit genießen. Goodwill ist nicht die Kulanz gegenüber dem Kunden, obwohl er
    dadurch gefördert werden könnte. |  
    | als - wie | Die "Vergleichs"-Konjunktionen "als" und
    "wie" sind nicht austauschbar. Bei Gleichheit kommt nur "wie" in
    Frage, bei Ungleichheit nur "als".  Es heißt "so schnell wie möglich", aber nicht "so schnell als möglich". |  
    | mit ohne | Die Präpositionen "mit" und "ohne" erzwingen
    verschiedene Fälle, "mit" den Dativ, "ohne" aber den Akkusativ. Mit dem Duden ist das einfach, ohne den
    Duden schwer, ohne dem Duden völlig falsch. |  
    | Die Mache mit dem Sinn | "Machen" bedeutet ursprünglich soviel wie
      "(Teig) kneten" und später, sinnübertragen,  "(Lehm)
      kneten, bauen, aufbauen, konstruieren". Alle Verwendungen im
      Deutschen beziehen sich auf konkrete Dinge, die in irgendeiner Form
      speziell (körperlich) bearbeitet werden. Man kann im Deutschen sehr viel
      machen, vor allem Unsinn, aber Sinn kann man nicht machen. Das mächtige
      amerikanische "making sense" kann bei uns leider nur Sinn haben
      - wenn überhaupt. |  
    | Deutschland, deine Pizzas (oder Pizzen?) | Pizza ist eine italienische Spezialität, die sehr gut
      schmecken kann. Dort heißt es la pizza, und wenn man mehrere verfuttert,
      sind es le pizze. Für uns, direkt an der Grenze nach Italien, wäre es
      auch angemessen, drei Pizze statt drei Pizzen zu genießen. |  
    | Zeitgleichigkeit? | Im Deutschen (und im Österreichischen) bezeichnet man zwei
      zu selben Zeit stattfindende Vorgänge (synchrone Vorgänge) als
      gleichzeitig. Diese Gleichzeitigkeit, jetzt anscheinend nicht mehr
      aussagekräftig genug, wird von der Zeitgleichigkeit (oder ist es die
      Zeitgleiche?) immer weiter verdrängt - obwohl des Wort
      "zeitgleich" bis vor kurzem im Duden nicht zu finden war. |  
    |  |  |  
    | Für
      Freizeitskipper, Jachttouristen und seebegeisterte Landratten |  
    | Ahoi | Ahoi ist die (aus dem Englischen stammende,
      früher gebräuchliche) Einleitung zum mündlichen Anruf eines Schiffs
      (oder Boots, "anpreien" genannt). "Ahoi Tunix" ist
      kein Gruß, sondern die Eröffnung eines Gesprächs. (Er-)Kannte der Rufer
      Boot oder Schiff nicht, war die Form "Boot ahoi" üblich, und
      die Bootsbemannung mußte nach genauen Vorschriften antworten. Auch wenn
      der Hallo nicht lebt und das Hallo zu einem (nicht-standardsprachlichen)
      "Gruß" geworden ist, für den (oder das) Ahoi gilt dies nicht. |  
    | Flagge streichen | Streichen hat(te) in der Seemannssprache die
      Bedeutung von herunterlassen, niederholen (zusätzlich zur Bedeutung beim
      Pullen und beim Malen). In diesem Sinne könnte man Segel streichen. Man
      kann auch Flaggen streichen, aber nur, wenn man sein Kriegsfahrzeug im
      Gefecht bedingungslos aufgibt. Ein Streichen der Flaggen im Segelsport
      gibt es nicht! |  
    | Klar Schiff | Klar ist die seemännische Bezeichnung für in
      Ordnung, einsatzbereit, seemännisch richtig (vorbereitet). Klarmachen
      heißt also eine Sache zum Einsatz geeignet vorbereiten. Klar Schiff ist
      die geeignete Vorbereitung des Schiffs zum Gefecht. Klar, daß wir unser
      Boot klarmachen zum Ablegen, aber klar Schiff machen wir damit noch lange
      nicht. |  
    | Leesegel | ist ein Zusatz(Leichtwind)segel, das in der Großschiffahrt
      auf Vorwindkursen bei leichtem Wetter dazu verwendet wurde, die Rahsegel
      zu verbreitern (zu vergrößern). Die Leesegelspieren wurden entlang der
      Rahen (in Lee UND in Luv) ausgespreizt, an ihnen wurden die Leesegel
      gesetzt. Segeltuchflecken, die Jachttouristen die Verwendung der Kojen in
      Luv ermöglichen, könnten vielleicht "Kojensegel" sein, aber
      sicher nicht Leesegel. |  
    | Linienschiff | Ein Linienschiff ist ein Kriegsschiff, das in Kiellinie kämpft. Anders
    als Korvette und Fregatte mußte ein Linienschiff mindestens drei Stückdecks haben, es
    war also der größte Typ, und so ist es noch heute. Ein Bus, der eine bestimmte Strecke
    regelmäßig fährt ist zwar ein Linienbus, ein Fahrgastschiff, das regelmäßig kommt ist
    deshalb aber noch kein "Linienschiff"! |  
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    | Ein paar Worte an Jung-EDVer |  
    | Index | Als Index (aus dem Lateinischen) bezeichnet man allgemein
      eine (tabellarische) Liste, ein Verzeichnis (zB das Verzeichnis verbotener
      Bücher). In der EDV gibt es  - wie in der Mathematik - auch noch
      eine andere Bedeutung: Index bedeutet hier einen (tiefgestellten)
      Indikator, der die Position einer Variablen in einem Feld (Array)
      kennzeichnet. Dieses Kennzeichnen heißt indizieren; das amerikanische
      "indexing" nun mit "indexieren" zurück zu
      übersetzen, zeugt von der enormen Entfernung zwischen EDV und Bildung. |  
    | proaktiv | Aktiv bedeutet tatkräftig, (selbständig) tätig werdend,
      aus "activus", verwandt mit "agere", aus dem
      Lateinischen und es ist das Gegenteil zu passiv. Aktive Elemente und
      Module werden von sich aus tätig, ohne daß zuvor ein Anstoß von außen
      notwendig wäre, sonst wären sie "reaktiv", daß heißt, sie
      reagieren auf Vorgänge. Was allerdings "proaktiv" bedeuten soll
      bleibt verborgen, denn ein "proagere" ist auch Herrn Stowasser
      nicht bekannt. |  
    | hochperformant | To perform heißt im englischen eine Tätigkeit (Arbeit,
      Leistung) durchführen, ausführen, erbringen, Performer ist der
      Ausführende und Performance ist Ausführung, Durchführung, Aufführung.
      Von high performance spricht man, wenn ein performer eine hohe
      Durchführungsleistung erbringt, bei einem Rechner (oder auch bei einer
      Software), wenn er (sie) besonders schnell ist. Allerdings taucht die
      Eigenschaft performant in englischen Wörterbüchern nicht auf, erst recht
      nicht high performant. Haben wir in vorauseilendem Gehorsam schon
      übersetzt, was die EDV-Götter uns in Zukunft liefern werden? |  
    | serverbasiert | Basieren bedeutet im Deutschen auf etwas beruhen, sich auf
      etwas gründen oder stützen. Wenn eine Sache auf einer Entwicklung
      basiert, dann wäre sie "entwicklungsbasierend" (wenn es das
      gäbe), keinesfalls aber "entwicklungsbasiert". Based bedeutet
      im englischen dasselbe wie basierend im Deutschen, "sich gründend
      auf"; somit ist eine "server based" software eine, die auf
      einem Server basiert, sie wäre deutsch also server basierend. Allerdings
      heißt das noch lange nicht, daß sie auf einem Server läuft! |  
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    | Bitte hört auf, proaktive, hochperformante,
      serverbasierte Software Systeme zu entwickeln, wir haben 
	nur noch
      Hersteller, die uns damit zuschütten. |    |